Die alte Salzbachtalbrücke von 1963 in Wiesbaden ist Geschichte. Es war schon entschieden, dass ein Ersatzneubau errichtet werden sollte. 2017 hatte man bereits mit der Umsetzung der Planungen zu diesem Projekt begonnen, als während Vorbereitungsarbeiten zum Rückbau des südlichen Teils der zwei gut 300 m langen parallelen Spannbetonbrücken diese im Juni 2021 kollabierte. Sofort wurden alle Arbeiten eingestellt, beide Brückenteile wegen akuter Einsturzgefahr sowie die darunter liegende B263 und 5 Bahngleise gesperrt. Ein konventioneller Rückbau war nicht mehr möglich. Die Sprengung beider Brückenteile erfolgte im November 2021. Der Neubau eines Brückenteils konnte unmittelbar nach der Beräumung des Baugeländes im Dezember 2021 begonnen werden.

Ludewig + Bock Ingenieure hat die Projektleitung intensiv bei Termin-, Leistungs- und Kostensteuerung unterstützt und technisch beraten.

Ursprünglich sollten die bestehenden beiden Teilbauwerke konventionell auf einer Vorschubrüstung entgegen der Herstellrichtung abgebrochen werden. Dabei sollte zunächst das südliche Teilbauwerk zurückgebaut und durch ein neues Bauwerk ersetzt werden. Währenddessen wurde der Verkehr über den nördlichen Brückenteil geführt. Nach der Verkehrsfreigabe sollte ebenso mit dem nördlichen Teilbauwerk verfahren werden. Doch dann kollabierte der gesamte Brückenteil nach dem Versagen eines Brückenlagers an einem Pfeiler des südlichen Teilbauwerks. Das angrenzende Nordbauwerk und damit die A66 sowie die darunter befindlichen Bahngleise und die B263 mussten unmittelbar für den Verkehr gesperrt werden.

Als Sofortmaßnahme zur Wiederherstellung des Verkehrs auf der gefährdeten B263 wurde ein Bypass östlich der Salzbachtalbrücke über die stillgelegte A66 eingerichtet. Nach umfangreichen Sicherungsmaßnahmen am havarierten Teilbauwerk und intensiven Untersuchungen wurde entschieden, dass der Abbruch der beiden Teilbauwerke gleichzeitig mittels Sprengung erfolgt. Die Sprengung fand am 06.11.2021 – ca. 5 Monate nach der Havarie und 2 Monate nach Sicherung der Brücke – statt.

Im Vorfeld zur Sprengung waren weitreichende Abstimmungen mit einer Vielzahl von Betroffenen zu führen sowie umfangreiche Maßnahmen wie der Rückbau von Gleisanlagen, die Kampfmittelsondierung, die Herstellung von Stützwällen und Fallbetten usw. notwendig. Hierzu gehörte auch die Bergung eines Brückenuntersichtgeräts, das aufwendig von der Brücke heruntergehoben werden musste. Nach erfolgreicher Sprengung (südl. TBW: „Sprengfaltung“, nördl. TBW: „Querkippen“) wurden das Abbruchmaterial sowie Stützwälle und Fallbetten unmittelbar zurückgebaut. B263 und Bahngleise wurden zügig wiederhergestellt, sodass im Dezember 2021 die Bundesstraße in alter Lage wieder freigegeben werden und auch der Bahnverkehr wieder aufgenommen werden konnte. Gleichzeitig konnte mit der Errichtung des Neubaus der Salzbachtalbrücke begonnen werden.

Die neue Salzbachtalbrücke besteht aus zwei baulich getrennten Bauwerken. Der Überbau wird als Stahlverbund-Überbau über 4 Felder aus Fertigteilen und einer Ortbetonergänzung hergestellt. Der Überbau wird im Taktschiebeverfahren eingeschoben. Der südliche Überbau hat eine Länge von 315 m, der nördliche 322 m. Den geplanten Ausbau der A66 zwischen dem Schiersteiner Kreuz und der Anschlussstelle Wiesbaden-Erbenheim auf 6 Spuren hat man für die neue Salzbachtalbrücke entsprechend berücksichtigt. Beide Überbauten weisen eine Fahrbahnbreite von 14,5 m auf.

Im Zuge der Baumaßnahmen wird auch die unmittelbar westlich anschließende Brücke über die Aartalbahn erneuert.

Das südliche Brückenteilbauwerk der Salzbachtalbrücke konnte am 18.12.2023 für den Verkehr eröffnet werden.

Ingenieurleistungen von Ludewig + Bock Ingenieure sind u. a.:

  • Projektsteuerung und technische Beratung.

  • Intensive Unterstützung der Projektleitung bei der Termin-, Leistungs- und Kostensteuerung sowie Abstimmung mit juristischen Beratern.

  • Vorbereiten von Entscheidungsvorlagen.

  • Bewertung von Nachtragsangeboten (Honorarnachträge).

  • Mitwirkung bei der Bewertung von Baunachträgen.

Das Projekt im Überblick:

Leistungen Ludewig + Bock Ingenieure:
Projektsteuerung und technische Beratung sowie die intensive Unterstützung der Projektleitung bei der Termin-, Leistungs- und Kostensteuerung.

Projektdaten:
► Abbruch Bestandsbauwerke im Sprengverfahren (Querkippen und Sprengfaltung)
► ENB Salzbachtalbrücke TBW Nord, Stahlverbund-BW (322,88 m Länge)
► ENB Salzbachtalbrücke TBW Süd Stahlverbund-BW (315,17 m Länge)
► ENB UF DB Artalbahn
► Neubau 3 Regenrückhalte-/klärbecken
► Erneuerung Entwässerung
► Bauen im Bestand, Bauen unter Verkehr

Eckdaten Sprengabbruch
► 1.800 m Stahlrohre zur Sicherung der Salzbachs. ► 5.000 m³ Naturschotter zur Sicherung des Salzbachs. ► 50.000 m³ Bodenmaterial für Fallbetten und Stützwälle. ► 650 St. Betonsteine zur Sicherung von sensiblen Bauwerken (Trafoanlagen, Abwasserkanäle usw.). ► 1.124 St. Sprengbohrlöcher. ► 205 kg Sprengmittel. ► 150 St. schwere Sprengschutzmatten (1.300 kg/St.).

Bauvolumen: 225 Mio. Euro

Auftraggeber: Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung West, Außenstelle Darmstadt

Leistungszeitraum: 07/2020 bis 12/2023